Achtsamkeit. Allheilmittel oder Hokuspokus?
Um Achtsamkeit ist ein Hype entstanden, der schnell den Eindruck erweckt, es sei DAS Allheilmittel gegen Stress. Keine Frauenzeitung kommt ohne Achtsamkeitsthemen aus. Doch welche Relevanz hat Achtsamkeit im Alltag? Wie hilft sie bei Stress? Oder ist doch alles nur Hokuspokus? In diesem Artikel erkläre ich dir, was Achtsamkeit ist, warum sie im Alltag wichtig ist und wie du sie spielend integrieren kannst.
Was ist Achtsamkeit?
Stell dir Stress als Nebel vor: Je dichter der Nebel, desto höher dein Stresspegel. Mit Achtsamkeit kannst du Stress vermindern und deine Widerstandskraft (Resilienz) trainieren.
Ende der 1970er Jahre machte der Molekularbiologe Dr. Jon Kabat-Zin die aus dem Buddhismus stammende Tradition im Westen salonfähig. Er entwickelte mit MBSR (Mindfulness-based Stress Reduction = Stressreduktion durch Achtsamkeit) eine Methode, die bis heute Anwendung findet.
Im Kern geht es darum, dass du durch Achtsamkeit die bewusste Wahrnehmung und Erfahrung von Kleinigkeiten und Augenblicken im Alltag trainierst. Du wirst dadurch sensibilisiert für den gegenwärtigen Moment, ohne zu bewerten oder zu beurteilen.
Warum Achtsamkeit wichtig ist.
Noch bevor wir morgens die Augen öffnen, nehmen unsere Sinne bereits wahr: Geräusche, Gerüche, Gefühle. Häufig gefolgt von endlosen To-Do Listen und nicht enden wollenden Sinneseindrücken, die unaufhörlich auf dich einprasseln. Frag dich selbst: Wie oft am Tag bist du wirklich präsent? Oder anders: Wie oft bist du stattdessen im Autopiloten? Und was wäre, wenn du einfach mal den Pausenknopf drückst und nichts weiter tust, als bewusst zu atmen?
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Achtsamkeitspraktiken wie Meditation die Areale für Emotionen und Mitgefühl im Gehirn positiv beeinflussen.
Doch gerade am Anfang geht es um die kleinen Momente. Durchatmen. Einen klaren Kopf bekommen. Denn durch Achtsamkeit lernst du, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Du weißt deine Energien besser einzusetzen und du nimmst Energievampire in deiner Umgebung schneller wahr. Wenn du sie erkennst, kannst du mit ihnen umgehen und reduzierst dein Stresslevel.
Wie Achtsamkeit im Alltag integrieren
Den Pausenknopf im Stress des Alltags regelmäßig zu drücken, klingt sehr viel einfacher, als es tatsächlich ist. Doch du kannst deine Wahrnehmung ebenso trainieren, wie deine Muskeln im Gym. Und das super easy. Was wäre, wenn du dir drei kurze Achtsamkeits-Auszeiten im Alltag einplanst? Nutz einfach die Weckerfunktion deines Handys und gönn dir über den Tag verteilt 1–2 Minuten Auszeit. Wie kannst du diese effektiv nutzen? Hier sind drei Vorschläge:
1. Der Allrounder
Egal wo du bist: Schließe kurz die Augen, atme tief durch und nimm deine Umgebung für einen Moment bewusst wahr. Die Stimmung, das Wetter, die Gerüche. Lausche den Geräuschen um dich rum, ohne all das irgendwie zu bewerten.
2. Deine Mitmenschen sehen
Achtsamkeit kann auch bedeuten, dein Umfeld bewusster wahrzunehmen. Ob auf der Arbeit, zu Hause, im Supermarkt oder der Bahn: Die Menschen um dich herum freuen sich, wenn du sie siehst. Schenk Ihnen deine Aufmerksamkeit, dein Lächeln, ein freundliches Wort. Und nimm das Geschenk ihrer Reaktion mit in den Tag/Abend.
3. Geführte Meditation
Meditation ist eine klassische Achtsamkeitsübung. Schau mal bei Youtube, Spotify oder iTunes, welche geführte Meditation dich anspricht. Ich empfehle mit kurzen Sessions zu starten. 10–15 Minuten können bei einem hohen Stresslevel schon herausfordernd sein. Versuch deshalb ohne Erwartungen an die Sache ranzugehen. Meditation ist ein Prozess. Eine Reise. Eine Möglichkeit, dein Monkey Mind zu beruhigen.
Universalwaffe Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist keine Universalwaffe gegen alles Negative im Alltag. Sie kann Stress nicht einfach wegzaubern. Aber sie kann dir helfen, dass du resilienter wirst, stressige Situationen besser meistern und schneller Grenzen setzen kannst. Auf der Yogamatte spielt Achtsamkeit deshalb auch eine zentrale Rolle. Im Kern möchte Achtsamkeit also, dass du dein Leben aufmerksamer wahrnimmst, es bewusster lebst und Momente der Ruhe erfährst.
Und auch wenn der öffentliche Hype etwas anderes suggeriert: Dafür musst du weder Geld für eine App ausgeben, noch brauchst du eine Klangschale oder ein Meditationskissen. Vielleicht findest du Ruhe bei einer Tasse Tee, einem Bad, im Wald, beim Kochen oder beim genussvollen Essen. Du allein entscheidest, was Achtsamkeit für dich ist und wann du den Pausenknopf drückst.