Lebenskrisen als Motor für Veränderungen

Wie Lebenskrisen zum Motor für Veränderungen werden, damit beschäftigten sich  der US-Amerikanische Bestsellerautor Bruce Feiler und der Harvard-Psychologe Dan McAdams in ihrem  Life Story Project. Sie haben rausgefunden, dass sich 7 Aspekte im Veränderungsprozess besonders positiv auf die Bewältigung des Lifequake ausgewirkt haben. Diese Strategien haben dazu beigetragen, dass die Studienteilnehmer*innen die Herausforderungen der Veränderung besser meistern konnten. Die nachfolgenden Aspekte wurden am Häufigsten genannt (obwohl niemand alle sieben anwandte). Die Bewältigungsstrategien funktionieren im Grunde wie ein Buffet: Jede*r nimmt das, was sich in der jeweiligen Phase stimmig anfühlt. 

1. Akzeptanz als Game Changer für Veränderungen

Ein Lebensbeben erzeugt häufig Ängste und Widerstände. Gerade in Situationen, in denen wir uns nicht aktiv für die Veränderung entschieden haben, sondern sie von außen kommt. Wir reagieren zunächst verständlicherweise ablehnend. Wir leugnen, ignorieren, zögern hinaus und verfluchen das Leben. Warum passiert mir das? Warum ich? Doch die Studie konnte zeigen, dass die Akzeptanz der Situation der Gamechanger schlechthin ist. Statt sich immer weiter in den Sog hineinziehen zu lassen, fokussierten sich die Befragten auf das, worauf sie de facto Einfluss hatten. Den Umgang mit dem einschneidenden Erlebnis und der daraus resultierenden Veränderung.

2. Das Markieren – Veränderung im Außen

Veränderungen sind ziemlich oft auch im Außen sichtbar. Menschen lassen sich die Haare abschneiden oder färben. Lassen sich tätowieren, ziehen um oder misten radikal aus. Machen einen Bungeesprung oder feiern eine große Party. Damit markieren sie die Zeit, in der die Veränderungen stattfinden. Das Markieren ist im Grunde wie ein Ritual, dass sowohl den Abschied vom Alten als auch den Neubeginn kennzeichnet. Jede*r kennt diese überfordernden Veränderungsprozesse, in denen genau solche Rituale Halt geben.

3. Veränderung durch Loslassens

Um Platz für Veränderungen zu schaffen, müssen meist alte Dinge weichen. Besonders auffallend ist, dass sich die Befragten von Gewohnheiten, alten Überzeugungen, von Erwartungen, ja selbst von Träumen lösten. Und schlussendlich auch von dem Bild, das sie von sich selbst hatten. Wie Phönix aus der Asche entsteht bei vielen Menschen eine wahnsinnig zupackende Energie, mit der sie auf dem runtergebrannten Fundament beginnen ihr neues Leben zu errichten.

Veränderungen

4. Was Kreieren verändert

Für viele Menschen ist die Zeit des Übergangs nach dem großen Chaos eine Phase der Kreativität. Wenn sich die Wogen geglättet haben entsteht durch den Impuls zur Veränderung Raum für Neues. Tanzen lernen, Gitarre spielen, eine Yogalehrausbildung beginnen oder Schreiben. Gerade letzteres, so zeigen wissenschaftliche Studien, hilft bei der Aufarbeitung des Erlebten. Durch die gelebte Kreativität wächst einerseits die Akzeptanz für das Geschehene. Andererseits entstehen Perspektiven für das neue Lebenskapitel.

5. Der Aspekt des Redens

Über das Lebensbeben zu sprechen, ist für viele Menschen ein zentraler Aspekt, um das Geschehene zu verarbeiten. Gefühle, Ängste und Sorgen in Gegenwart von vertrauten Menschen laut auszusprechen verändert alles und wirkt befreiend. Zugleich erhält man als Betroffene*r Unterstützung in Form von Trost, Verständnis, Ratschlägen oder auch ganz praktischer Hilfe. Die Erfahrungen von Freunden, Familie, Betroffenen und Fachleuten mindert das Gefühl der Einsamkeit und hilft beim Reflektieren über das Geschehene.

    6. Veränderung durch Shout Out

    Für manche Menschen ist es unglaublich befreiend, die Veränderung einem großen Kreis mitzuteilen. Das kann in Form einer Feier nach einer Genesung oder Scheidung sein. Manche wiederum nutzen die Sozialen Medien, um dem Ausdruck zu verleihen und ihr neues Ich der Welt zu zeigen.

      7. Die Lebensgeschichte neu erzählen

      Feiler und McAdams haben in ihren Befragungen festgestellt, dass es essenziell ist, die eigene Lebensgeschichte anzuschauen, auszuarbeiten und neu zu schreiben (schriftlich, mündlich oder geistig). Wir alle kennen das, wenn wir im Gespräch berichten, dass wir früher anders waren. Um dann zu erzählen, was uns grundlegend verändert hat. Dadurch verleihen wir dem Erlebten Sinn.

        7 Aspekte im Veränderungsprozess: Deine Auswahl vom Buffet

        Vielleicht kommen dir einige der Strategien bekannt vor? Wahrscheinlich  ist auch ein Aspekt dabei, den du bislang noch gar nicht auf dem Schirm hattest? Umso besser! Vielleicht kann er dir zukünftig helfen, einen Veränderungsprozess besser zu meistern. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass das Teilen von besonders einschneidenden Erfahrungen mit Gleichgesinnten erleichternd ist. Und zugleich Ermutigung den Weg der Veränderung zuzulassen. Trotz – oder vielleicht gerade wegen der Ängste und Sorgen. Auch deshalb ist Gemeinschaft ein zentraler Aspekt in meinen Mastermindkursen.